Dienstag, 21. Oktober 2014

Fragmente: Kennst du das?

Ein Traum. Sinnverwirrend, wundervoll, einzigartig. Ein Fest für die Seele, und du bist mittendrin. Doch du bist so aufgeregt, bevor du den Moment richtig auskosten kannst, wachst du auf. Zitternd, mit klopfendem Herzen liegst du da und kannst, nein, willst nicht glauben, dass das alles nur ein Traum gewesen sein soll. Nie kam dir etwas so real vor, so viel wirklicher und intensiver als die farblosen Fassaden deines bisherigen Lebens.

Demonstrativ schließt du die Augen, versuchst mit aller Macht, die Bilder zurückzuholen. Es fällt dir leicht, die Erinnerungen sind frisch und voller Farben. Gierig wühlst du darin, umgibst dich damit, versinkst in der liebgewonnenen Szenerie. Langsam, genussvoll durchlebst du den Traum erneut, bis zu dem Punkt, an dem du vorhin erwacht bist. Dort verharrst du, wartend. Doch nichts geschieht. Behutsam gibst du dem Trugbild einen Stoß. Es bewegt sich, mühselig, hölzern. Schließlich nimmst du die Illusion an der Hand, führst, gibst Regieanweisungen.

Alles ist genau so, wie du es dir vorgestellt hattest. Jedes Detail stimmt, der Augenblick ist perfekt. Doch du bist nicht länger dabei, du stehst abseits, du kauerst hinter der Bühne und spielst Puppentheater für dich selbst.

Niemand klatscht Beifall.

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